Patenschaften

Für Asylbewerber und Flüchtlinge ist Deutschland ein fremdes Land. Sie kennen unsere Kultur nicht, sie wissen nicht, wie unser gemeinschaftliches Leben organisiert ist und auch nicht, wie mancher unserer Verhaltenskodexe aussieht. Hier ist es wichtig, durch wohlwollende Begegnung ein Kennenlernen der deutschen Kultur zu ermöglichen. Diese Begegnungen können auf vielfältige Weise gestaltet werden.

Kommen Flüchtlinge und Asylbewerber neu nach Heiden, so können gemeinsame Spaziergänge durch den Ort schon sehr hilfreich sein, um mit örtlichen Gegebenheiten und der örtlichen Infrastruktur bekanntgemacht zu werden. Die persönlichen Begegnungen und das Kennlernen können für beide Seiten sehr bereichernd sein.

Durch gemeinsame Aktivitäten wie Sport, Kochen, Einkaufen, Handarbeiten und Musik können sich Familien, Jugendliche und Erwachsene näher kennenlernen. Bereits in einigen Vereinen in Heiden können unkomplizierte Begegnungen stattfinden und anschließend gemeinsamen Aktivitäten nachgegangen werden.

Besonders schwierig stellt sich die Kommunikation mit den Behörden dar. Schriftwechsel und Gespräche mit Behörden sind für die Asylbewerber meistens weder inhaltlich noch sprachlich verständlich. Das Begleiten eines Asylbewerbers bei Behördenangelegenheiten wird für ihn daher eine große Hilfe sein. Die Unterstützung durch bereits integrierte Personen, die als Dolmetscher tätig werden können, ist hier besonders gefragt.

Wichtig ist hier die Unterscheidung von Begleitung und sprachlicher Unterstützung auf der einen sowie Beratung in rechtlichen Fragen auf der anderen Seite. Rechtliche Beratung ist Experten-Aufgabe!

Viele Asylbewerber leiden darunter, keiner Beschäftigung oder Arbeit nachgehen zu können. Die Langeweile und ihre unsicheren Perspektiven machen sie oft mutlos, manchmal auch aggressiv.

Paten können hier Freizeitmöglichkeiten wie die Teilnahme am Sport in örtlichen Vereinen, Deutschkursen oder kulturelle Aktivitäten organisieren.

Ebenfalls problematisch wird es für die Asylbewerber oft bei Arztbesuchen. Sie haben Schwierigkeiten, mit dem Personal und dem behandelnden Arzt umzugehen und auch, den Anlass ihres Besuches zu erklären.

Auch in einem solchen Fall wäre es hilfreich, einen Paten zur Seite zu haben, der in der Anfangszeit eventuell anfallende Arzttermine koordiniert, die Asylbewerber dorthin begleitet und bei Schwierigkeiten zwischen beiden Seiten vermittelt.

Wohnen ist ein wichtiger Bestandteil der Integration. Sowohl in Gemeinschaftsunterkünften als auch in dezentralen Wohnungen ist die Hilfe der Ehrenamtlichen für die Asylbewerber gefragt. Viele Flüchtlinge mussten ihr Hab und Gut auf der Flucht zurücklassen und sind in Deutschland nur mit einer Plastiktüte angekommen.

Es stehen den Asylbewerbern elementare Haushalts- und Einrichtungsgegenstände wie Bett, Schrank, Töpfe etc. zur Verfügung. Die Funktion einer Waschmaschine, eines Kühlschranks, einer Mikrowelle, die Mülltrennung oder die Einhaltung von Ruhezeiten können Flüchtlingen und Asylbewerbern fremd sein.

Auch der Lebensrhythmus in Deutschland, andere Vorstellungen bei der Kindererziehung, die abweichenden Rollen der Geschlechter und neue Elemente der Alltagskultur sind für die Flüchtlinge neu. Dies und die beengten Wohnmöglichkeiten führen immer wieder dazu, dass es zu Schwierigkeiten und Konflikten kommt.

Paten, die hier mit Hartnäckigkeit und Konsequenz die Regeln unseres Zusammenlebens erklären, erweisen den Flüchtlingen einen großen Dienst. Besonders Kinder leiden oftmals unter dem mangelnden Platz. Auch hier sind Paten gefragt, die mit den Kindern spielen, basteln und Ausflüge unternehmen.

Wie bei jedem, stellen sich auch den Flüchtlingen und Asylbewerbern jede Menge Fragen und Probleme im Alltag. Das für uns Natürlichste stellt für einen Asylbewerber häufig eine enorme Schwierigkeit dar, die es zu lösen gilt. Dabei geht es oft um Fragen wie: Wo bekomme ich eine Busfahrkarte? Wo finde ich günstige Kleidung? Wo bekomme ich eine Simkarte für mein Handy und wie richte ich es ein?

In genau solchen Situationen könnte dann ein Pate die Fragen beantworten und vermutlich gute Tipps geben. 

Grenzen der ehrenamtlichen Patenschaft

Es gibt viele Situationen, bei denen ehrenamtliches Engagement an seine Grenzen stößt. Dies kann in der Asylverfahrensbegleitung, im Umgang mit Behörden, bei sozialrechtlichen Ansprüchen, bei Schulproblemen, Schuldenproblemen und bei Suchtverhalten oder Traumatisierung der Fall sein.

Eine Patenschaft bedeutet also nicht, dass man ein professioneller Ersatz für eine Familienhilfe oder einen Sozialarbeiter sein soll.

Der zeitliche Rahmen der Hilfestellung, sowie die Aufgaben, die übernommen werden möchten, sind frei wählbar, eine Asylpatenschaft darf nicht zur Verpflichtung werden. Ganz wichtig ist es für den Paten, keine zu emotionale Verbindung zu den Personen aufbauen, da der Ausgang des Asylverfahrens nicht immer positiv für die betreffenden Personen ausgeht.

Man muss sich dabei immer wieder vergegenwärtigen, dass Hilfe nur auf freiwilliger Basis geboten und auch nur auf freiwilliger Basis angenommen werden kann, niemand kann zu seinem Glück gezwungen werden – auch wenn man helfen möchte.